Mittellandkanal vor Ort
Der Mittellandkanal quert die Gemeinde Ostercappeln vom Gemeindeteil Niewedde bis zum Schwagstorfer Ortsteil Felsen. Mit den Kanalbauarbeiten im Jahre 1910 veränderte sich das Landschaftsbild im Osnabrücker Land. Gewaltige Erdmassen wurden mit Dampf- und Eimerkettenbaggern zwischen Bramsche, Venne und Schwagstorf bewegt. Rund 3000 Arbeitskräfte wurden für den Kanalbau zwischen 1912 und 1913 zusätzlich benötigt. Mit der Organisation im Ostercappelner Kanalabschnitt war das Kanalbauamt Ostercappeln betraut. Es war den Protesten Ostercappelner Bauern und Landeigentümer ausgesetzt, die u.a. die Abwanderung von Landarbeitern fürchteten.

Darüber hinaus sorgten umstrittene Enteignungen und Zwangsverkäufe für Eingaben beim Osnabrücker Regierungspräsidenten. Die Fa. Polensky & Zöllner führte in diesem Kanalbauabschnitt die Bauarbeiten durch. Damals zahlten die Tiefbauunternehmen den Arbeitern etwa 32 Pfennig Stundenlohn, während in der Landwirtschaft höchstens 20 Pfennig pro Stunde verdient wurden.
Die Arbeitsbedingungen waren hart. Unter kärglichen Lebensbedingungen fristeten die Kanalarbeiter ein Dasein in Barackenlagern. Viele der Arbeiter stammten aus Polen, Russland und Italien, die fern ihrer Heimat arbeiteten. Schwere Unfälle an den Baustellen standen auf der Tagesordnung. Alkoholmissbrauch und ansteckende Krankheiten breiteten sich aus. Die Kirchen, die im staatlichen Auftrag die Not der Arbeiter lindern sollten, konnten schlimme Zustände nicht verhindern. Mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges gerieten die Nationalitäten der Kriegsgegner in Gefangenschaft.

Der Schiffsverkehr auf dem Kanalabschnitt bis Minden konnte 1915 bereits aufgenommen werden. Ein Jahr später waren die Bauarbeiten an der einst auch als Ems-Weser -Kanal bezeichneten Wasserstraße bis Hannover abgeschlossen. Seit der Fertigstellung im Jahre 1938 verbindet der Mittellandkanal die Industriegebiete an Rhein und Ruhr mit Weser und Elbe und darüber hinaus mit Berlin und den östlichen Wasserstraßen.
Gründe für den Kanalbau waren die Entlastung der Eisenbahn, die alleine nicht mehr in der Lage war, die Produktion des Ruhrgebiets zu transportieren, sowie die Förderung der Ruhrkohle, die Konkurrenz durch englische Importkohle erfuhr. Gleichzeitig benötigte man im Ruhrgebiet aber auch ausländische Erze. Insbesondere die Stahlindustrie des östlichen Ruhrgebiets konnte gegenüber den am Rhein gelegenen Hüttenwerken ihren Standortnachteil verringern.
Anfangs konnten nur 600-t-Schiffe ohne eigene Motorkraft auf dem Mittellandkanal fahren. Entlang des Kanals entstanden sog. Leinpfade. Mittels einer Leine wurden Pferde vor die Schiffe gespannt, um sie vorwärts zu ziehen. Eine Stauerhöhung um einen halben Meter erlaubte bald das Befahren mit 1000-t-Motorschiffen. Erst Anfang der 70er Jahre erfolgte eine Verbreiterung und Vertiefung des Mittellandkanals.
Die Anbindung des Osnabrücker Hafens an den Mittellandkanal (MLK)erfolgte über den14,5 km langen Zweigkanal, der zwischen 1910 und 1915 errichtet wurde. Er verläuft ab Bramsche weitgehend parallel zur nicht schiffbaren Hase.
Mit 325 km ist der Mittellandkanal die längste Wasserstraße Deutschlands. Er zweigt vom Dortmund-Ems-Kanal bei Bergeshövede in der Nähe von Rheine ab und endet bei Magdeburg an der Elbe. Beschlossen wurde der Bau des Kanals mit dem Inkrafttreten des preußischen Wassergesetzes am 1. April 1905. Der Kanalbau war im Deutschen Reich heftig umstritten, da die Ostelbischen Agrarier ein Eindringen billiger Produkte aus dem Westen fürchteten. Als Kompromiss wurde schließlich der Bau bis Hannover festgelegt. Erste Kanalbauarbeiten fanden im Jahre 1906 zwischen Bergeshövede und Minden statt.
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Dem Wasser- u. Schifffahrtsamt Minden (WSA) sind drei Außenbezirke (ABz) in Bramsche, Bad Essen und Minden zugeordnet. Informieren Sie sich über die Bundeswasserstraßen und die Binnenschifffahrt
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