Megalithkultur in Ostercappeln
Die Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück hat in Ostercappeln-Hitzhausen ein Großsteingrab aus der Jungsteinzeit erforscht. Die Steinformation im Waldbereich von Gut Caldenhof wurde im Jahre 1976 entdeckt. Größere Untersuchungen folgten aber nicht unmittelbar. Die Mittel für die Erforschung des ca. 13 Meter langen Megalithgrabes standen aktuell zur Verfügung. Fachdienstleiter Bodo Zehm sagte: „Es war also definitiv ein Kollektivgrab, in dem mehrere Menschen bestattet wurden“. Diese Großsteingräber seien über viele Generationen hinweg genutzt worden. In einzelnen Grabstätten habe man Überreste von bis zu 150 Verstorbenen gefunden. Insgesamt wurden drei Grabungsschnitte unter Leitung von Dr. Sebastian Möllers durchgeführt.
Zu Tage kamen Keramikscherben, Knochen, Schaber und Feuersteinbeile. Einige Keramikteile weisen Muster auf, die die Feindatierung erleichtern. Das Großsteingrab ist wohl in der Zeit zwischen 3500 und 3000 vor Christus errichtet worden.
In Nordwestdeutschland sind etwa 100 Großsteingräber zu finden. Davon sind aber nur sehr wenige komplett erhalten. Die Steinformation am Waldrand in Hitzhausen sieht zunächst nicht wie ein Megalithgrab aus. Was allerdings die Regel sei, erläutert Sebastian Möllers. „Hier liegen mehr Deck- als Trägersteine.“ Die kleineren Trägersteine der Grabanlagen wurden von den Bewohnern über Jahrhunderte hinweg als Baumaterial verwendet. „Unzählige Megalithgräber sind im Lauf der Zeit auf diese Weise komplett zerstört worden“. Häufig wurden die Steine für den Bau von Straßen, Kirchen und Befestigungen gebraucht.
Umfangreiche Informationen sind auch über die Homepage der Gesellschaft für Steinzeitforschung zwischen Weser und Ems zu erhalten:
https://www.steinzeitforschung.de/
z. B. werden dort auch Wanderungen angeboten:
https://www.steinzeitforschung.de/2018/05/12/wanderungen/
In der Steinzeit waren der Transport und Bau von Großsteingräber eine technische Hochleistung. Als Baumaterial dienten in der Regel Findlinge, die zum ausgewählten Bestattungsort transportiert wurden. Versuche haben gezeigt, dass diese bis zu 50 Tonnen schweren Steine mit hölzernen Rollen, Hebebäumen, Tauen und Zugtieren bewegt wurden. Nach Hochrechnungen lag der Zeitaufwand für den Bau von Megalithgräbern unter dem Einsatz von 100 Helfern bei etwa 15 Wochen.
Die Erbauer der Großsteingräber lebten in einer Umbruchphase: Aus Jägern und Sammlern wurden sesshafte Bauern, die Pflanzen anbauten und Tiere züchteten. Die ersten aus Holz und Lehm errichteten Siedlungen entstanden. Menschen formten mit Mustern verzierte Keramikgefäße, die als Trichterbecherkultur in Norddeutschland bezeichnet wird. Die Großsteingräber sind ebenso wie andere Megalithbauten (Steinkreise, Menhire und Tempel) steinerne Zeugen des Zeitenwandels in Europa.
„Ostercappeln ist wirklich steinreich“, stellte Kämmerer Rolf Lange bei einem Besuch der Grabanlage fest. Leider wirke sich das jedoch nicht positiv auf die kommunalen Finanzen aus.
Übrigens: Die "Straße der Megalithkultur" führt Sie zu imposanten Großsteingräbern im Osnabrücker Land, Emsland, Oldenburger Münsterland, Naturpark Wildeshauser Geest und Oldenburg.
Mehr Infos: strassedermegalithkultur